Networking zu Coronazeiten
News, 4. September 2020, Peter Rüegg
Andreas Knecht
Bild: Mike Paul
Seit einem halben Jahr versuchen wir, uns mit der neuartigen Krankheit zu arrangieren. Das Networking, das Pflegen zwischenmenschlicher Beziehungen, ist in der Corona-Zeit schwieriger geworden. Wir haben uns mit einem Networking-Experten getroffen.
Andreas Knecht*, wenn Sie die Situation vor einem Jahr mit der heutigen vergleichen: Was hat sich in Bezug auf Networking verändert?
Andreas Knecht: Es finden weniger Anlässe statt, und es gibt weniger Gelegenheiten, neue Kontakte zu knüpfen. Vereinzelt werden erste Kontakte im Netz geknüpft, zum Beispiel im Rahmen von Online-Weiterbildungen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass diese Kontakte später in der realen Welt erneuert werden sollten.
Was ist wichtiger geworden?
Online geknüpfte Kontakte sind noch lose. Insofern hat man jetzt mehr Gelegenheit und Zeit, eine persönliche Vorselektion vorzunehmen und sich zu fragen: Welche Kontakte sind mir wirklich wichtig? Welche möchte ich in Zukunft pflegen?
Was ist weniger wichtig?
Formelle Aspekte. Das Vorstellungsritual oder der einleitende Small-Talk in der ersten Phase der Kontaktaufnahme haben an Bedeutung verloren.
Was gilt weiterhin?
Ehrliches Interesse für das Gegenüber, aktives Zuhören und auch die Fähigkeit, mögliche gemeinsame Interessen schnell zu erkennen und in geeigneter Form anzusprechen.
Ist Ihr Netzwerk kleiner geworden?
Keineswegs. Es haben sich sogar mehr Kontakte ergeben. Gemeinsame oder ähnliche Probleme wegen Corona haben das Zusammengehörigkeitsgefühl gefördert und auch die eine oder andere Tür geöffnet.
Ich netzwerke nicht bewusst, gehe jedoch gerne auf Menschen zu, die mich interessieren.
Welche Beobachtungen haben Sie selbst gemacht?
Während der Lockdown-Phase hat sich gezeigt, welche Personen im privaten und beruflichen Umfeld wirklich an einem interessiert sind. Ich war überrascht, wie oft Leute anriefen, einfach um zu fragen, wie es mir geht.
*Zur Person
Andreas Knecht ist Unternehmer und Diplomierter Wirtschaftsinformatiker, mit Weiterbildungen in Unternehmensführung und Logistik. Zum Networking sagt er: «Ich netzwerke nicht bewusst. Wenn mich eine Person, ihre Haltung und ihre Ideen beeindrucken und ich eine Form der Zusammenarbeit sehe, dann gehe ich, ohne lange zu überlegen, auf sie zu.» Andreas Knecht ist Dozent und Prüfungsexperte an der Weiterbildung Zofingen.