Die Lehrperson als Coach im Unterrichtszimmer - Weiterbildung Zofingen

Die Lehrperson als Coach im Unterrichtszimmer

post thumbnail

Informatik, 11. Juli 2019, Patrick Scheppler

Die Digitalisierung der Schule ist in aller Munde. Digitalisierung als solches ist aber nichts Neues, kein Hype, sondern hat bereits vor vielen Jahren eingesetzt – mit Beamer, interaktiver Wandtafel, Internet, WLAN und vielem mehr. Es gibt wohl in der Schweiz keine Schule mehr, die ohne digitale Hilfsmittel arbeitet. Trotzdem sind wir noch meilenweit entfernt, die digitalen Mittel gewinnbringend im Unterricht einzusetzen. Wie also kann digitalisierter Unterricht aussehen? Hat das Analoge noch Platz und welche Stolperfallen lauern? Hier gebe ich dir dazu einen Einblick in meinen Unterrichtsalltag.

Kollaboration pur!

Ein Unterrichtstag beginnt mit einer guten Vorbereitung. Meine Kollegin und ich führen dazu ein gemeinsames, digitales Notizbuch in OneNote. Sie unterrichtet dasselbe Fach in einer Parallelklasse und so unterstützen wir uns gegenseitig. In OneNote planen wir den Unterricht des ganzen Schuljahrs, wir führen eine ToDo-Liste, erarbeiten gemeinsame Arbeitsblätter als Notizenseiten und bereiten die Lösungen vor. Dabei hilft das Vier-Augen-Prinzip, wenn sich mal ein Fehler eingeschlichen hat. Auch die Unterrichtsinhalte für die Lernenden gestalten wir in OneNote und nutzen dazu Seitenvorlagen, um effizient vorwärts zu kommen. Bei der Vorbereitung sind wir völlig zeit- und ortsunabhängig. Beide haben jederzeit Zugriff auf das gemeinsame Notizbuch. Änderungen im Notizbuch werden uns angezeigt, d.h. wir wissen jederzeit, wer welche Ergänzungen und Korrekturen vorgenommen hat.

Effizienz hoch zwei!

Per Microsoft Teams chatten wir miteinander. Dies ermöglicht es uns, völlig auf andere Chat-Plattformen, wie z.B. WhatsApp zu verzichten. So können wir schnell und effizient Gedanken austauschen und den Unterricht feinabstimmen. Innerhalb von Microsoft Teams haben wir Zugriff auf unser Notizbuch und auf unsere gemeinsame Datenablage. Hat jemand von uns eine interessante Website, ein cooles Video oder ein ansprechendes Dokument gefunden, posten wir es in Microsoft Teams. Alles an einem Ort und mit einem Tool.

Unterricht als Coach

07.45 Uhr. Die ersten Lernenden treffen im Unterrichtszimmer ein. Ganz analog findet die Begrüssung statt. Schon bald sieht man aber auf den Tischen Smartphones und Tablet-PCs. Und schon geht die Suche nach dem lebenswichtigen Saft für die elektronischen Geräte los – Steckdosen sind gefragt.

08.00 Uhr. Der Unterricht beginnt. In der Begrüssungsphase sind die Smartphones in die Taschen verbannt, die Deckel der Tablet-PCs geschlossen. Die Aufmerksamkeit gilt ganz der Lehrperson – obwohl: Hat da einer nicht genug geschlafen?

08.05 Uhr. Heute steht ein neues Thema an. Die Lernenden zücken ihr Smartphone, starten die Microsoft-Teams-App und finden im Klassenteam sofort den Link zu einem Einstiegsquiz, das mit der Office-365-App Forms in kürzester Zeit entstanden ist. Ich zeige gleichzeitig auf dem Beamer live den Ergebnisstand des Quiz – ein Wettbewerb entsteht, die Lernenden werden rasch wach.

Nach dem Quiz werden die Smartphones wieder weggelegt und die Resultate gemeinsam besprochen. Ein interessantes Gespräch entsteht – das Analoge hat neben dem Digitalen seinen Platz.

08.25 Uhr. Die Lernenden erhalten den Auftrag, sich ins Thema einzulesen und anschliessend selbstständig einige Fragen zu beantworten. Dazu öffnen sie auf ihrem Tablet-PC die OneNote-App und finden im Klassennotizbuch die entsprechenden Informationen, die meine Kollegin und ich ihnen mittels ein paar wenigen Mausklicks zur Verfügung gestellt haben. Die Lernenden nehmen ihren digitalen Stift zur Hand und markieren direkt in der Notizbuchseite wichtige Stellen und ergänzen per Stift oder Tastatur die Seite mit ihren eigenen Notizen. Da ich live jederzeit Zugriff auf ihre Notizbuchseiten habe, kann ich auf meinem Tablet-PC die Fortschritte der Lernenden beobachten. Bei Fragen und Problemen gehe ich beim Lernenden vorbei. So kann ich denjenigen Lernenden, die Probleme mit dem Stoff haben, direkt helfen, während andere in Ruhe und in ihrer Geschwindigkeit das Thema bearbeiten können. Ich habe spürbar mehr Zeit für meine Lernenden!

Natürlich gibt es auch Lernende, die heute nicht motiviert sind. Ihre Notizbuchseite bleibt unberührt. Hier bin ich als Lehrperson gefordert, egal ob der Unterricht nun digital oder analog geführt wird.

08.45 Uhr. Pause. Einige Lernende zücken ihre Smartphones, beginnen zu chatten und gemeinsam Videos anzusehen – Kommunikation in jugendlicher Form. Andere wechseln die App auf ihrem Tablet-PC und beginnen zu gamen oder zu recherchieren und noch andere lassen alle digitalen Gadgets beiseite und geniessen ganz analog die Pause. Trotzdem bleibt Zeit für das eine oder andere Gespräch mit den Lernenden. Und manchmal braucht es eine fachliche Unterstützung der Lehrperson bei einem technischen Problem.

08.55 Uhr. Die zweite Lektion beginnt. Ich unterbreche für den Moment das Selbststudium zugunsten eines Brainstormings. Ich starte die Whiteboard-App aus dem Office-365-Fundus und lade mit wenigen Klicks die ganze Klasse in das digitale Whiteboard ein. Die Lernenden finden das Whiteboard integriert im Klassenteam in der Teams-App, starten diese und in wenigen Sekunden ist die ganze Klasse bereit. Ich schreibe eine Frage zum Thema in die Mitte des Whiteboards, das auch über den Beamer an die Leinwand projiziert ist. Die Lernenden schreibe erste Stichworte auf, diese werden sofort bei allen Lernenden auf den Tablet-PCs dargestellt. Dabei kann schon mal ein Chaos entstehen, wenn alle gleichzeitig schreiben, ich bin gefordert und ordne alles. Kollaboration pur!

09.10 Uhr. Die Lernenden freuen sich auf diesen Unterrichtsblock. Im Kursnotizbuch habe ich für sie ein Video direkt integriert. Dazu gibt es einige Fragen. Die Lösungen habe ich ebenfalls bereitgestellt, aber mit einem Passwort geschützt. Da im ganzen Schulhaus WLAN zur Verfügung steht, dürfen sich die Lernenden im ganzen Schulhaus verteilen und die Aufgabe lösen. Sie tragen ihre Kopfhörer, sehen sich das Video an und lösen die Aufgaben. Ich habe sie angewiesen, dass sie ausser dem Video im Notizbuch keine Websites zur Lösung der Aufgabe nutzen dürfen. Bei Fragen können die Lernenden mit mir über die Teams-App chatten. Ich habe alle vom Unterrichtszimmer aus im Auge. Wiederum sehe ich in Echtzeit, welche Fortschritte die Lernenden machen und habe einen direkten Draht via Teams-App. Mit der integrierten Skype-Funktion kann ich auch einen Videochat mit einem Lernenden starten – sehr wirkungsvoll, wenn ich das Gefühl habe, es wird nicht gearbeitet. Lernende, die mehr Hilfe von mir benötigen, bleiben jeweils im Unterrichtszimmer, so kann ich ihnen analog schnell weiterhelfen. Ich bin Coach!

09.35 Uhr. Die Klasse kommt im Unterrichtszimmer wieder zusammen. Ich bin auf dem Laufenden, welche Fragen am meisten Probleme gemacht haben und kann diese ansprechen.

Die Hausaufgabe verteile ich direkt über die Teams-App. Dies hilft einerseits den Lernenden, weil sie die Aufgaben in kompakter Form direkt aus der Teams-App starten können und ihre Resultate auch wieder in der Teams-App hochladen können. Mir hilft es bei der Übersicht und Korrektur, denn beides kann ich ebenfalls direkt in der Teams-App ausführen. Die Sätze «Ich habe die Hausaufgaben nicht gefunden» und «Ich wusste nicht, was wir für Hausaufgaben haben» kenne ich schon seit Längerem nicht mehr.

09.40 Uhr. Ich entlasse die Lernenden aus dem Unterricht und habe das Gefühl, dass ich allen gerecht geworden bin.

Für mich ist klar: ohne Office 365 will ich keinen Unterricht mehr vorbereiten und gestalten.

Autor

AKTUELL

Entfachen Sie Ihre Zukunft

Neugierig, wohin Ihr Weg noch führen kann? Entdecken Sie bei unseren Infoanlässen die Bildungsgänge, die Ihre Karriere zum Leuchten bringen. Treffen Sie Experten, knüpfen Sie Kontakte und finden sie heraus, wie Sie Ihre Träume in die Realität umsetzen können. In Zofingen wartet mehr auf Sie. Nutzen Sie die Chance, und machen Sie den ersten Schritt zu Ihrem neuen Ich.

Carrosseriebereich

"Wie werde ich ein erfolgreicher Werkstattleiter oder eine erfolgreiche Werkstattleiterin?" und weitere Fragen beantworten wir gerne am nächsten Infoanlass.

Mehr dazu

Technische Kaufleute mit eidg. Fachausweis

"Was ist die Aufgabe der technischen Kaufleute und welche Vorbildung brauche ich?" Lernen Sie uns am nächsten Infoanlass kennen.

Mehr dazu

Sachbearbeiter/-in Rechnungswesen

Freude an Zahlen kombiniert mit Fachwissen um eigenständig Abschlüsse vorzubereiten? Wollen Sie das auch? Wir beantworten alle Fragen am nächsten Infoanlas online.

Mehr dazu

Keine News mehr verpassen 

Folgen Sie uns auf LinkedIn.  
Damit Sie immer und überall von unseren Angeboten profitieren können.