Drei Geschenke, die NICHT unter den Weihnachtsbaum gehören!
Menschen, 14. Dezember 2022, Isabel Matter
Es soll Menschen geben, die sämtliche Weihnachtsgeschenke schon im Juli gekauft und liebevoll verpackt im Schrank liegen haben. Die Adventszeit fühlt sich für sie wie ein verlängertes Wellnesswochenende an: Mit leuchtenden Augen verwandeln sie Haus und Garten in Santas Grotte. Tiefenentspannt flanieren sie Glühwein schlürfend über festlich dekorierte Weihnachtsmärkte. Mit besinnlicher Gelassenheit organisieren sie das Weihnachtsfest für die erweiterte Verwandtschaft.
Der Rest von uns begegnet diesen entspannten Weihnachtsenthusiast/-innen mit stiller Bewunderung oder irritiertem Staunen. Pünktlich Mitte Dezember schiesst unser Cortisol-Level nämlich in die Höhe, weil wir noch kein einziges Geschenk gekauft, geschweige denn verpackt haben.
Schnellschüsse und Panikkäufe sind da vorprogrammiert. Weil wir alle uns aber über strahlende Augen und lächelnde Gesichter an Heilig Abend freuen, gilt es, diesen vorzubeugen. Du willst an Weihnachten keine Enttäuschung in den Gesichtern deiner Liebsten sehen? Dann lass die Finger von diesen drei Geschenkideen!
Selbstgekritzelte Gutscheine
Gutscheine sind eigentlich eine feine Sache: Die Beschenkten können sich ihr Geschenk nach eigenem Geschmack aussuchen und sich selbst eine Freude machen. Sie erleben ein unvergessliches Abenteuer, gehen auf ein Konzert oder verreisen für ein paar Tage. Für jeden Geschmack lässt sich ein passender Gutschein finden. Wunderbar! Der Gutschein entpuppt sich als eierlegende Wollmilchsau.
Aber nur, wenn man ihn einlösen kann. In einem Laden. Im Internet. In einer Freizeitanlage. Auf dem Reisebüro. Selbstgekritzelte Gutscheine (auch schön gestaltete) sind ein No-Go und katapultieren dich auf «Santa’s naughty list». Warum?
Sie wirken immer wie eine Notlösung in letzter Minute, ein Akt der Verzweiflung. Sie erwecken den Eindruck, als wäre dir am Abend vor dem Fest oder auf der Fahrt zur Feier noch eingefallen, dass dir noch ein paar Geschenke fehlen, worauf du auf dem Parkplatz des Tankstellenshops noch schnell «GUTSCHEIN» auf die gekaufte Karte kritzelst.
Ausserdem besteht die Gefahr, dass selbstgebastelte Gutscheine in der Schublade verstauben. Meine Mutter könnte bis an ihr Lebensende auf der faulen Haut liegen, würde sie alle Gutscheine für fünf Mal Staubsaugen, vier Mal Tischabräumen, zehn Mal Gartenjäten bei mir einlösen.
Wenn du dich also für den Gutschein als Geschenk entscheidest, kauf ihn im Geschäft, sodass man ihn einlösen kann. Oder fixiere direkt bei der Übergabe des Geschenks ein Datum, an welchem der Gutschein eingelöst wird!
Praktische Geschenke
Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Was schenkt man eigentlich jemandem, der schon alles hat, was das Herz begehrt?
Pragmatiker/-innen lösen das Problem, indem sie ein Geschenk wählen, das man gebrauchen kann. Die Idee ist bestechend einfach: Deine Liebsten kriegen den Staubsauger, das Bügeleisen oder die Fensterputzmaschine, die sie kaufen müssen, weil ihr Gerät den Geist aufgegeben hat, und sparen Geld, welches sie dann in etwas anderes investieren können. Zum Beispiel in etwas, was sie glücklich macht. Du bist zufrieden, weil du etwas Praktisches gefunden hast.
Was sich nach einer weihnächtlichen Win-win-Situation anhört, ist in Wahrheit ein Garant für enttäuschte Gesichter und Missstimmung unter dem Tannenbaum! Praktischen Geschenken fehlt der weihnachtliche Glamour. Sie sind unpersönlich, lieblos, unromantisch.
Ausserdem wecken sie unerwünschte (oder beabsichtigte?) Assoziationen: Der Staubsauger könnte als Hinweis auf eine schmutzige Wohnung, das Bügeleisen als Aufforderung, die Hemden sorgfältiger zu bügeln, verstanden werden. In einem Zeitalter, in welchem traditionelle Rollenbilder abgeschafft werden, ist das eine äusserst heikle Angelegenheit. Zündstoff für (fast) jede Beziehung.
Geschenke, die laut sind
Es gibt nichts Schöneres als strahlende Kinderaugen an Weihnachten. Die Dekoration, die Kekse, die Weihnachtsmusik lassen ihre Herzen höherschlagen. Und natürlich die Geschenke! Schon Wochen vor dem grossen Ereignis studieren sie Spielwarenkataloge und erstellen lange Wunschlisten für das Christkind (alias Gotti, Götti, Oma und Opa).
Du begibst dich also in ein Spielwarengeschäft, um einem Kind eine Freude zu machen, und kommst aus dem Staunen nicht mehr heraus. Was es da alles zu bezahlbaren Preisen zu kaufen gibt! Fantastisch!
An dieser Stelle möchte ich dich als Mutter zweier Kinder bitten, das innere Kind in dir zu zähmen, und einen Moment an die Eltern zu denken. Du wirst schnell feststellen, dass heutzutage (fast) alle Spielwaren richtig laut sind: Die Puppe schreit herzzerreissend, wenn man ihr den Schnuller aus dem Mund nimmt. Das Feuerwehrauto hat eine Sirene, welche die Nachbarn aus nächtlichem Schlaf reissen und aus dem vermeintlich brennenden Haus treiben könnte. Das pädagogisch sinnvolle Förderspielzeug plappert und singt unaufhörlich auf Englisch oder Chinesisch. Das beschenkte Kind kommt dank dir in den siebten Spielzeughimmel. Die Eltern aber schickst du auf direktem Weg in die Hölle. Am 26. Dezember werden sie nämlich um fünf Uhr dreissig wach und merken, dass das Hämmern in ihren Köpfen nicht nur auf den weihnachtlichen Glühwein, sondern vor allem auf die Trompete im Kinderzimmer zurückzuführen sind. Sie werden dich hassen. Unweigerlich.
Kinder sind erstaunlich lärmresistent. Eltern nicht. Es besteht also eine natürliche Diskrepanz zwischen den Geschenken, die sich Kinder wünschen, und denjenigen, die Eltern gut finden. Damit alle zufrieden sind, musst du beim Kauf des Geschenkes sorgfältig abwägen und den goldenen Mittelweg finden.
Beim Auswählen deiner Geschenke wünsche ich dir viel Geduld. Die strahlenden Gesichter an Weihnachten werden dich für die erlittenen Strapazen entschädigen.